Von einem ganz speziellen Einkaufserlebnis
In den letzten Tagen war ich verstärkt im Dienste der Gemeinnützigkeit unterwegs. Dabei habe ich zahlreiche örtliche Einzelhändler besucht und um ihre Unterstützung gebeten. Wohl wissend, dass der Einzelhandel – gerade in ländlicheren Gegenden wie bei uns – nicht auf Rosen gebetet ist, war ich überrascht von der Bereitschaft sich in den Dienst der Sache zu stellen. Ich nahm sogar so etwas wie ein „jetzt-erst-recht-“ oder „wenn-wir-nicht-zusammen-halten-wer-dann-Gefühl“ wahr. Den Eindruck, dass einer von den Händlern über kurz oder lang die Flinte ins Korn werfen wollte, konnte ich nicht gewinnen.
Dabei hatte mich einer dieser Fälle – so passiert im Frühjahr dieses Jahres in Krefeld – gerade erst aufgeschreckt: „Wir haben es satt“ titulierte ein offener Brief eines Fotofachgeschäfts, in dem die Eigentümer sich über Preisdruck und Informationsdiebstahl beklagten und – in der unmittelbaren Folge daraus – die Schließung ihres Geschäfts ankündigten; ein Schicksal, das sicher kein Einzelfall bleibt.
Auf diesen Fall in Krefeld machte mich vorgestern ein Unternehmensberater aufmerksam, der weder Schließung noch das Einkaufsverhalten der Kunden beklagte, sondern den Eigentümer des Fotofachgeschäfts rügte. Er rügte ihn, weil er trotz seines umfassenden Wissens, trotz seiner spezifischen Fähigkeiten und Kenntnisse des Themas Fotografie, sich einzig auf das Verkaufen von Geräten beschränkt hatte, es dabei jedoch völlig versäumt hatte, seine Leidenschaft für die Sache mit seinen Kunden zu teilen, in dem er Kurse für Fotografie anbot, in dem er Fotoexkursionen oder -reisen organisierte oder in dem er sein Marktwissen in Vorträgen und Beratungen vermittelte. Offenbar hatte es dieser Händler so satt, wie er es in dem offenen Brief formulierte und wollte mit alle dem nichts mehr zu tun haben.
Diesen Eindruck gewann ich dann auch bei einem einzigen örtlichen Händler, der – als ich mich und meine gemeinnützige Mission vorstellte – die Nase rümpfte und lospolterte, dass er genau auf jemanden woe mich gewartet habe. Dann brachte er seine ganze Missbilligung auf den Punkt und ließ mich einfach in seinem Laden stehen.
Vielleicht sollte er auch einen offenen Brief an seine Kunden richten, in dem er darlegt, dass er es satt hat. Denn so lässt sich dem sich ändernden Einkaufsverhalten der Kunden nicht entgegenwirken. In jedem Fall hat er bei mir nun aber eine Alleinstellung: Wer ein ganz spezielles Einkaufserlebnis sucht, ist dort gut aufgehoben.