Rauswurf oder Polizeiruf
Meine Suche nach einem etwa 25 x 25 cm großen roten Karosserieblech führte mich heute zu einem Autoverwerter der Gegend. Der wunderte sich ob meines Wunsches, als hätte ich nach einem Rollator für Hausschnecken oder etwas ähnlichem gefragt. Das machte er so, dass er mich einfach nur anschaute. Wortlos. Eine gefühlte Ewigkeit lang.
Um das eisige Schweigen zu brechen hörte ich mich sagen, dass ich das erklären könne. Mein noch unter Schock stehender Schrotthändler schwieg indes weiterhin. Ich drohte an, dass diese Erklärung eine längere Geschichte sei. Und er so (schulterzuckend): „Kein Problem.“
Im Verkaufsraum stauten sich derweil weitere Kunden auf, die nicht minder interessiert schienen, an dem, was nun kommen möge. Ich fühlte mich – sagen wir – unwohl, bei dem Gedanken, vor diesem Publikum, die Geschichte des roten Karosserieblechs zum besten zu geben und entschloss mich zu einer situationsbedingt leicht eingekürzten Version. Nämlich, dass ich anlässlich der Korsofahrt, während des diesjährigen Schützenfestes eine den organisierenden Wagenfahrtskommissionsleiter würdigende Beschriftung auf einem meiner (roten) Kotflügel aufgebracht hatte, die ihm so gut gefallen hatte, dass ich ihm spontan den Kotflügel versprach, was natürlich eine großherzige Geste meinerseits gewesen wäre, sich bei genauerer Betrachtung jedoch als eher unpraktisch erwies; ohne Kotflügel vorne links ist doof.
Wenn mein Schrotthändler bei der ursprünglichen Frage nach dem Blech überrascht war, so war er jetzt völlig verständnislos. Offenbar hatte nie zuvor jemand etwas dergleichen bei ihm erfragt. Ich fügte eilig hinzu, dass das Blech schließlich auf eine Holzplatte montiert werden würde, damit er – der Beschenkte – es sich daheim auch hübsch an die Wand hängen könne.
Aber auch diese Erläuterung läuterte den Verwerter nicht wirklich. Er war perplex und dem Verlust von Sprache und Verstand (oder Verständnis) nahe. Er rang mit sich. Zwischen Rauswurf und Polizeiruf pendelnd fragte er schließlich: „Rot?“ „Feuerwehrrot“ entgegnete ich, „wenn’s geht.“ Er: „Reicht’s morgen um die Zeit?“ Ich: „Sicher.“ Er: „Kostet aber ’nen 10er. Bis morgen.“
Als ich das Geschäft verließ, war ich nicht sicher, wer jetzt erleichterter darüber war: Er oder ich. Spielt eigentlich auch keine große Rolle. Nur eines ist klar: Wenn mir noch einmal jemand in einer Sache, wie dieser, eine Frage wie diese stellt, sage ich einfach, dass ich mit dem roten Blech zum Mond fliegen will. Das klingt in den Ohren eines Autoverwerters vielleicht nicht weniger plausibel, als der wahre Grund. Geht aber viel schneller.
Wird fortgesetzt. Bestimmt…