Nicht auf's Ungewohnte kommen
Heute, am Tag nach dem Urlaub stand dann der klassische Triathlon an: Koffer auspacken, ein wenig (längst überfällige) sportliche Betätigung und zuletzt Restchillen. Dazu drei Gedanken zum Geleit.
1. Beim Koffer auspacken wurde einmal mehr klar, dass ich viel zu viel mitgenommen hatte. Das Wichtigste, das ich heute aus dem Koffer holte war – neben meinem neuen Fenerbahçe-Trikot – das Buch zu meinem Urlaub: „Die Kunst kein Egoist zu sein“ von Richard David Precht, das ich jedem, der sein moralisches-gesellschaftliches Lot einmal neu fällen möchte, empfehle. Precht zeichnet ein aktuelles Bild unserer Gesellschaft, das nachdenklich macht, ohne allerdings zu versäumen, hoffnungsvolle Ausblicke zu geben.
2. Beim ersten Laufen nach über zwei Wochen wurde mir klar, dass ich die Pause nicht nur gut vertragen habe, sondern, dass ich offenbar während des Urlaubs die für Ausdauersport wichtigen Kohlenhydrat-Speicher sehr erfolgreich füllen konnte, was sich allerdings auch auf der Waage bemerkbar machte. Folgerichtig und streng dem Gesetz der Lageenergie folgend lief es heute bergab wesentlich besser, als bergauf.
3. Dass nach alledem auch die Ruhe nicht zu kurz kommen konnte, versteht sich von selbst. Nach 10 Tagen Aktivpendeln zwischen Buffet und Sonnenliege konnte und wollte ich mich keinesfalls überfordern und das während des Urlaub mühsam Erreichte leichtsinnig auf’s Spiel setzen; zu hoch war der Aufwand für die Entschleunigung, zu wertvoll dieses wunderbare, noch immer ein wenig anhaltende Gefühl, nichts machen zu können und müssen.
Wäre ich Precht, würde ich auch in diesem Tagesablauf eine tiefere Moral suchen – und sicher auch finden. Aber ich bin nicht Precht und darf heute „Moral“ „Moral“ sein lassen. Statt dessen habe ich dann doch lieber mein neues Trikot übergezogen und den letzten Urlaubstag genossen.
Nicht, dass ich zu schnell auf’s Ungewohnte komme…