Köderstrategie
Eine ganze Weile höre ich ihn schon dudeln: Den fahrenden Schrottsammler. Und obwohl ich mit anderen Dingen beschäftigt bin, beschließe ich, meinen gesammelten Metallschrott an die Straße zu stellen. Vielleicht werde ich ihn ja los.
Warum vielleicht? Nun, das Gebiet, in dem wir wohnen, ist nicht sonderlich groß. Aber es liegt auf einer Erhebung und seine Straßen sind – ob der besonderen Topografie – verzweigt. Will sagen: Gelegentlich entgeht dem Sammler eine Straße.
Weil ich das weiß, stelle ich zunächst nur zwei Gegenstände, attraktive zudem, heraus. Kommt der Schrotthändler, hole ich den Rest.
Mein Nachbar, einige Häuser weiter, ist da weniger zögerlich. Als ich meinen Köder auslege, hat er bereits eine geschätzte halbe Tonne vor sein Haus geräumt. Ich mache ihn auf das Restrisiko aufmerksam, dass man uns „vergessen“ könne, doch er winkt ab und stapelt stolz eine defekte Schubkarre auf den beachtlichen Haufen oben drauf. Unnötig zu erwähnen, dass der Schrottsammler uns noch eine Weile seine monotone Melodie hat hören lassen, unsere Straße allerdings gemieden hat.
Als ich dann meine Köder wieder einhole, fällt mir auf, dass der stählerne Müllberg von nebenan verschwunden war. Was zweierlei nahe legt: Erstens: Auch mein Nachbar hatte seinen Schrott schon wieder weg geräumt. Oder zweitens: Er war ihn quitt geworden und meine Köder waren nicht fängig genug.
Was wieder einmal bleibt, ist die Erkenntnis, dass weder auf den Schrotthändler noch auf meine Köder Verlass ist. Aber wehe Du lässt mal Dein altes Fahrrad vor dem Haus stehen. Das haben sie schneller verladen, als Du schauen kannst.
Ich brauche eine neue Köderstrategie…