Von ganz neuen Fähigkeiten
Das hatte ich nicht gewollt. Also nicht wirklich, sondern nur so ein bisschen. OK. Eigentlich hatte ich es mir voll gewünscht und zwar total.
Links von mir hackte mein Nachbar Feuerholz. Er hackte bereits, als ich begann, den Rest meines Carports zu streichen und er sollte noch eine beeindruckende ganze Weile weiter hacken. Rechts von mir entleerte der andere Nachbar seinen kleinen Gartenteich. „Unterwasserfrühjahrsputz“ hatte er lachend erläutert. Dazwischen nur ich, die Farbe, ein Pinsel und Ruhe.
Die wurde jäh gestört durch irgendeinen Hobbygärtner, der plötzlich eine Höllenmaschine von Schredder anwarf und sich anschickte Wildwasserbahn-Baustamm-große Gehölze zu schnetzeln. In meiner Farbwanne bildeten sich ob des bizarren Lärms epizentrische Wellen und nach einer Weile nervte dieser nicht enden wollende Urknall so sehr, dass ich mir wünschte, das Gerät würde einfach kaputt gehen, und zwar möglichst bald.
Dieser Wunsch war noch nicht zu Ende gewünscht, als es einen fulminanten Knall gab, und nachdem der von umliegenden Häusern und Bergen reflektierte Schall sich legte, folgte Ruhe. Ich hörte meine Nachbarn hacken und Wasser schöpfen und konnte sogar wahrnehmen, wie der Pinsel in die Farbe fuhr: „Tupf…“
Ich weiß nicht wie ich es gemacht hatte und ein wenig fürchtete ich mich vor dieser neu entdeckten Eigenschaft, mit meinen Gedanken Dinge geschehen zu lassen. Denn nur mit Mühe konnte ich die plötzlich in meinem Kopf entstehenden Bilder von meinem Nachbarn zur Linken, der sich mit der Axt das Schienbein spaltet und von meinem Nachbarn rechts, der kopfüber in seinem Teich steckt, ausradieren. Denn auch das hätte ich so nicht gewollt.
Mal sehen, was mir die Kraft der Gedanken noch bringt…