Chucks oder nix
Auf diesem Paar Schuhe stand sein Name drauf, quasi. Gemeint ist der Name meines Sohnes und der schien – wie gesagt – auf den Schuhen zu stehen, weil sie einfach so ausschauten, als ob sie seine Schuhe sein müssten oder kurzfristig werden müssten. Gesehen hatte ich die schnieken Skater bei einem lokalen Schuhhändler und sie erfüllten alle Anforderungen, die mein Sohn an Schuhe schlechterdings hat: Schlicht, schlicht und schlicht. Es fehlte halt nur sein Name darauf, quasi.
Also schickte ich ihm ein Foto davon und bat ihn um seine aktuelle Schuhgröße, damit ich die Kähne für ihn kaufen konnte. Er schrieb jedoch zurück, dass sie ihm nicht gefielen und er sie nicht haben wolle. Darauf hin fuhr ich heim, packte meinen Sohn in den Wagen und zwang ihn, mich in das Schuhgeschäft zu begleiten. Aber auch dort gefielen ihm die Schuhe nicht und auch alle anderen, die ich ihm zeigte, entsprachen nicht seinen Vorstellungen.
Dies schien zwei tiefere Gründe zu haben: Erstens hatte er gar keine Vorstellungen, weil er keine neuen Schuhe haben wollte – das zumindest gab er vor. Und zweitens schien er nur auf den ganz großen Deal aus zu sein. Was das für ein Deal ist? Abwarten, kommt gleich.
In meiner Not, ihm nun endlich ein zweites Paar Schuhe neben seine geliebten alten Pötte zu stellen, entschied ich mich für eine List. Ich fragte ihn, welche Schuhe er denn eigentlich zu seiner Konfirmation Anfang Mai zu tragen gedenke? Er schlug vor, zu seiner schwarzen Hose und dem schwarzen Sakko die an ihm bereits teilverwachsenen, alten Skater zu tragen, was aus meiner Sicht und der allgemeinen Meinung der restlichen Weltbevölkerung gar nicht ging!
Ich wählte also den finalen Workaround und bot ihm an, statt der vielen Filas und der adretten Adidas-Sneaker, die wir im Verlauf unseres Aufenthaltes beim Schuhhändler bereits durchprobiert hatten, ein paar schlichte Chucks für ihn zu bestellen. Und siehe da: Er willigte ein. Sofort. Die Reaktionszeit lag bei deutlich unter einer 1/4 Sekunde. Und genau dies schien mir der große Deal zu sein, auf den er es angelegt hatte: „Chucks oder nix.“
Mir sollte es recht sein, denn schließlich war es mir dann doch noch gelungen, ihm ein Paar neue Schuhe anzudrehen. Und dazu sogar noch das Konfirmationsschuhproblem zu lösen. Es hätte wohl schlimmer sein können…