Den Teppich hatte ich beinahe schon vergessen. Als er heute mit dem Paketdienst angeliefert wurde, war ich einigermaßen überrascht: Ikea mag ja viele interessante Vorteile haben; beim Lieferservice können sie aber noch zulegen, denn an meine Bestellung im Internet habe ich mich kaum noch entsinnen können.
Eigentlich und ursprünglich habe ich den Teppich auch im Möbelhaus selbst kaufen wollen. Doch als ich dort vor ihm stand konnte ich meine bessere Hälfte weder fernmündlich noch per Mail geschickter Fotos vom Objekt meiner Begierde überzeugen. Sie fand ihn doof. Schweren Herzens verließ ich damals das Geschäft und fuhr heim. Und mit jedem Kilometer, den ich fuhr, wusste ich: Das war der perfekt Teppich, ich wusste es und ich würde meines Lebens nicht mehr glücklich – ohne diesen Teppich.
Wenige Tage später und in der unumstößlichen Gewissheit, dass ich ohne diesen Teppich nicht mehr leben wollte, habe ich ihn gegen jeden Widerstand meiner Liebsten im Internet bestellt. Das ist – wie eingangs erwähnt – eine ganze Weile her. So lange schon, dass ich in den letzten Tagen vollkommen versäumt habe mich auf den Teppich zu freuen.
Heute jedenfalls ist er dann geliefert worden. Überrascht und voller Vorfreude habe ich mich auf das sorgfältig verpackte und mit pathologischer Genauigkeit verklebte Stück gestürzt. Es hat mich nicht weniger als 15 Minuten gekostet, die äußerst störrische Verpackung zu entfernen, die mich – während ich mit ihr rang – nicht wenig an meine zumindest in dieser Angelegenheit ebenso widerspenstige Partnerin erinnerte.
Zwar habe ich so gesehen zuletzt doch noch für meine Eigenmächtigkeit büßen müssen, aber jetzt liegt er hier! Wer zuletzt lacht…