"Leben erleben, mit dir, den anderen, und mir"

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Veröffentlicht: 11 Jahren her

Meinung, mein

Worüber ich immer schon mal schreiben wollte: Studien und Umfragen. Warum? Weil in diesem Zusammenhang immer wieder verrückte Dinge passieren und viele Studien völlig überflüssig sind.

Seit mehr als 60 Jahren ermitteln deutsche Marktforscher unsere Meinung. Und seit dem stehen sie im Verdacht nicht nur Meinung zu sammeln, sondern auch Meinung zu machen. Und das nicht selten im Sinne des jeweiligen Auftraggebers.

Das alles wurde mir wieder bewusst, als ich heute einen Anruf des Forsa-Institutes erhielt. Die etwas fahrig agierende Dame am Telefon wollte eine Befragung durchführen, ohne das Thema richtig benennen zu können.

Im weiteren Verlauf meiner Anfangsinvestigation stellte sich heraus, dass es um die Chemieindustrie ging. Weiteres Nachfragen meinerseits ergab dann einen Blick auf die ganze Wahrheit: Auftraggeber der Studie war tatsächlich die Chemieindustrie, die annahm, dass sie, oder ihre Mitglieder, einen zu geringen Bekanntheitsgrad habe. Ob das tatsächlich so ist, das wollte die Interviewerin („…das dauert nur zehn Minuten, ich werde mich beeilen…“) aus mir heraus fragen.

So viel Zeit wollte ich diesem Thema nicht widmen. Zum Weltfrieden oder über die Bedeutung Familien geführter Wanderzirkusse in der Ex-DDR kann man mich den ganzen Tag befragen, nicht aber über die Bekanntheitsgrade von Chemieunternehmen. Allein die erste Frage „Nennen Sie mir bitte alle Chemieunternehmen, die Sie kennen“ ist so unkreativ wie die Aufforderung „machen Sie sich dann bitte schon mal frei.“

Ich kürzte die Befragung dann etwas ab, indem ich besagte Dame bat, zum Ende des Fragebogens vor zu springen, dort hin, wo immer das Feld „sonstige Bemerkungen“ Raum für unstrukturierte Aussagen bereit hielte. Und wenn es so ein Feld dort gäbe, sagte ich zu Ihr, dann möge sie dort eintragen, dass die Annahme des Auftraggebers der Studie bestimmt stimme. Denn dann wäre der Auftraggeber zufrieden und wir beide schnell fertig. Sprach’s, und verabschiedete sich flugs.

Nicht, dass ich mich über den Vorfall geärgert hätte; ganz im Gegenteil: Darüber wollte ich schon immer mal schreiben…

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