Unbeobachtet
Das ist schon ein arges Ärgernis, wenn Hundehalter ihre verehrten Vierbeiner im Wald mitten auf den Weg – sagen wir salopp – kacken lassen. Das fiel mir heute wieder einmal auf. Der Grund dafür, dass Hundehalter in Wohngebieten mittlerweile die Hinterlassenschaften ihrer Hunde in kleine, hygienische Säckchen greifen und im Wald eben nicht, liegt offenbar darin, dass sie sich im Wald unbeobachtet, ja fast schon anonym, fühlen.
Unbeobachtet und beinahe so anonym sind auch die Fluggäste, die in Warteraum und Lounge sitzen, und gedankenverloren in ihrer Nase bohren. Popeln in der Öffentlichkeit ist ein Unding und findet auch nur statt, weil sich die Höhlenforscher vielerortens unbeobachtet fühlen. Da langt’s sich doch schon etwas einfacher zu.
Unbeobachtet muss sich auch mein Sohn fühlen, wenn er – wie gestern Abend hingebungsvoll demonstriert -, vom TV-Programm fesselnd-fasziniert ein ungetoastetes Toastbrot zu Teil isst und zum anderen Teil in das frisch gesaugte Sofa einarbeitet. Das hat sicher auch etwasmkit Rücksichtslosigkeit zu tun, ist aber in ersten Linie auf seine Gedankenlosigkeit zurück zu führen.
Interessant, wenn geleich auch ein wenig weit hergeholt, wäre es, wenn man beispielsweise Hundehaltern die Exkremente ihrer Wegbeschmutzer ins Sofa einarbeiten würde. Und die Popel aus der Businessclass noch dazu. Zu hart bestraft, findet Ihr? Keineswegs! Schaut Euch die Waldwege an und ermesst die kriminelle Energie, die dort in Kringeln und Krönchen liegt. Oder mein Sofa. Dann werdet Ihr vermutlich verstehen…