"Leben erleben, mit dir, den anderen, und mir"

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Veröffentlicht: 11 Jahren her

„i“ wie „Information“

Mir ist nicht ganz klar, warum mich andere Menschen ständig nach dem Weg fragen. Egal wo ich bin oder was ich gerade tue; immer wieder werde ich angesprochen und muss Auskunft geben. In meiner Heimatstadt, aber auch in Städten, die ich im Urlaub oder dienstlich bereise. Selbst in Chicago habe ich schon Leute in die richtige Richtung geschickt.

So auch heute, während einer ausgedehnten Laufrunde. Der Motorradfahrer suchte die nächste Anbindung an die Autobahn nach Norden, der Mountainbiker den schönsten Waldweg Richtung Innenstadt. Beiden konnte ich helfen. Manchmal meine ich, mir habe irgendein Witzbold ein großes „i“ für „Information“ hinten auf die Jacke gepeppt, anders kann ich mir diese Häufung nicht erklären.

Während ich weiter lief, dachte ich über dieses Phänomen nach, das ich mir nicht so recht erklären kann. Vielleicht hat es etwas damit zu tun, dass – so immer ich auch unterwegs bin – ich mich zielgerichtet und zügig bewege. Ich weiß wo ich her komme und ich weiß wo ich hin will. Meistens kenne ich sogar den Weg dazwischen, was es mir leicht macht, zügig und treffsicher von A nach B zu gelangen. Diese Art der Fortbewegung scheint anderen Menschen zu suggerieren, dass ich mich dort auskenne. Oder sollte ich etwa über besondere Fähigkeiten verfügen, die andere Menschen wahrnehmen und mich deshalb unablässig nach dem Weg fragen?

Ich dachte darüber nach, was ich kürzlich bei Precht gelesen hatte: Dass das „woher“ und das „wohin“ genau so zutiefst menschliche und eindimensionale Begriffe sind wie „Fortschritt“, „Sinn“ oder „Ziel“. Philosophen des 19. Jahrhunderts sahen im Menschen„jenes Wesen, das dafür geschaffen ist, den Weltenlauf zu verstehen. Im Menschen, so lautete die stolze Überhöhung, werde die Natur sich ihrer selbst bewusst.“  Dass dem so nicht ist, weiß heute jeder.

Meine Fähigkeit, den Menschen Fragen nach dem richtigen Weg zu beantworten ist genau so gewöhnlich und einfach, wie die Entwicklung des Wetters abzuschätzen: Mal gelingt es, mal eher nicht.

Nicht als Philosoph, sondern als normaler, hilfsbereiter Mensch lief ich also weiter und freute mich indes, dass ich während meiner Überlegungen ein ganzes – unangenehmes – Stück meines Weges vorangekommen war, ohne dass ich es recht bemerkt hatte. Soll mich ruhig noch einmal jemand nach dem Weg fragen. Und das mit dem „Informations-i“ auf dem Lauftrikot, das überlege ich mir dann doch noch einmal…

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