Heute habe ich einen Menschen kennen gelernt, der im Alter von 55 Jahren mutig den Rest seines Lebens begonnen hat.
Vor einigen Monaten, so berichtete er mir, habe er an einem schönen Tag sich selbst und seine Frau gefragt, wie denn der Rest des gemeinsamen Lebens ausschauen solle. Beide waren sich schnell einig, dass sie das große Haus, das sie seit vielen Jahren bewohnten, in Zukunft nicht mehr benötigen würden. Statt dessen würden sie es vorziehen, in einer überschaubareren Liegenschaft an einem schönen Platz in Deutschlands Süden, zwischen Stadt und Bergen, das Leben fortzusetzen und alt zu werden.
Sie haben diesen Entschluss in den darauf folgenden Monaten konsequent geplant und umgesetzt und freuen sich nun auf ihren bereits erstandenen Altersruhesitz im Voralpenland. Derweil haben sie ihr altes Haus verkauft und sind in eine passende Wohnung in ihrer Heimatstadt umgezogen, denn sie werden dort noch ein paar Jahre arbeiten wollen.
So situiert bauen sie sich nun durch ihre regelmäßigen Aufenthalte im Süden einen neuen Freundeskreis auf und bereiten den alten darauf vor, dass sie irgendwann einmal ganz die Heimat verlassen werden.
So weit so gut.
Während mein Gesprächspartner mit diese Begebenheit schilderte, strahlten seine Augen über alle Maßen. Er freute sich augenscheinlich so über sein Glück, das er auch bewusst Glück nannte, dass er es kaum in Worte fassen konnte.
Darüber wiederum konnte auch ich mich freuen, musste ihm gegenüber aber anmerken, dass sich im Laufe dieser Abwicklung sicherlich glückliche Momente für ihn und seine Frau ergeben haben mögen; insgesamt habe dazu aber einzig und allein ihre überzeugte Bereitschaft zur Veränderung und der Mut, die damit verbundenen Entscheidungen zu treffen, geführt.
Dem musste er beipflichten, sich ein wenig ob dieser Tatsache zierend, wohlgemerkt. Und dennoch: Es bleibt wie es immer war: Den Mutigen gehört die Welt, nicht wahr?