„Inkubationszeit“ bezeichnet die Zeit, die zwischen einer Infektion mit einem Krankheitserreger und dem Auftreten der ersten Symptome der Krankheit vergeht. Eine gute Freundin von mir pflegte die Zeit, die sie zum Nachdenken, Ausbrüten oder auch nur zum Überbrücken eines gewissen Zeitraumes benötigte auch „Inkubationszeit“ zu nennen.
Sie nutzte den Begriff so auch ganz bewusst. Denn immer wenn sie von einer „Inkubationszeit“ in der sie sich gerade befinde, sprach, bereitete sie Aktionen oder Entscheidungen vor. (Oder sie erklärte ergebnislos verstrichene Zeit zur „Inkubationszeit“ und verschaffte sich dadurch ein wenig Raum zur weiteren Vorbereitung.)
Klar ist aber, dass ihre Inkubationszeit immer eine Phase umrahmte, in der sie sich über wichtige Fragen klar wurde oder in der sie große Entscheidungen vorbereitete. Und auch mir hat sie es immer anempfohlen, wann immer nötig in mich zu gehen und über das „Für“ und „Wider“ nachzudenken.
Üblicherweise treffe ich Entscheidungen spontan, gelegentlich sogar aus dem Bauch heraus. Und bislang bin ich damit gut gefahren. Über manches schlafe ich eine Nacht und beurteile die Situation am nächsten Tag erneut. Gelegentlich ändere ich meine Meinung und das ist gut so.
Zuletzt habe ich vier Wochen über eine Sache nachgedacht und habe erst dann gehandelt. Diese Phase war nicht immer einfach und die offenen Fragen haben mich nicht selten bedrückt, intensiv beschäftigt und bisweilen sogar bis in die Nacht hinein verfolgt. Schließlich bin ich aber an dem Punkt angelangt, an dem das nächste Gespräch Sinn machte und Erfolg brachte.
„Gut Ding‘ will Weile haben“ heißt es. Und da hat meine Bekannte eine tolle Idee gehabt die „Weile“ einfach „Inkubationszeit“ zu nennen. Denn dann ist eines sicher: Nach dem „Ausbrüten“ gibt’s ein Ergebnis!