Ein Tag wie im Millowitsch-Theater, oder vielleicht auch wie bei Ohnsorgs oder imKöniglich Bayerischen Amtsgericht. Aber nun ist er ja fast vorbei. Dennoch möchte ich Euch ein durchaus erwähnenswertes Ereignis nicht vorenthalten.
Es war einmal ein Fotoauftrag. Nichts Großes, aber etwas Besonderes: Einer unserer Kollegen beging sein 40 jähriges Jubiläum und sollte gebührend empfangen und geehrt werden; mit Ansprache der Geschäftsleitung, des Betriebsratsvorsitzenden und einigen herzerwärmenden Darbietungen des werkseigenen Chores. Und natürlich sollte von all‘ dem auch Bilder gemacht werden, für die werkseigene Mitarbeiterzeitung.
Diese Bilder machen für gewöhnlich meine geschätzten Kollegen, von denen heute eine in Urlaub weilte und der andere fest gebunden an eiligste Fertigstellungstermine in Arbeit versank. Immerhin gelang es ihm noch mich um Vertretung seiner selbst in diesem Fall zu bitten.
Und dann ging’s los, und zwar zügig, denn ich war bereits 5 Minuten hinter der Zeit. Ich warf alle für den Tag gesetzten Prioritäten über Bord und mich zugleich ins standesgemäße und dem Anlass durchaus entsprechende Sakko, das ich leider heute gar nicht dabei hatte: Auf einen Empfang war ich heute nicht programmiert.
Zivil ging’s weiter. Mit unerwartetem Glück fand ich die Kamera, die Ausrüstung war – wie es sich gehört – vollständig. Auf dem Weg zur Ehrung prüfte ich ob die Speicherkarte vorhanden war – war sie -, ob der Kameraakku Strom hatte – hatte er, wenngleich wenig – und ob das Blitzlicht funktionierte – tat es nicht. Also kurz vor Erreichen der Ehrung zurück um frische Batterien zu bunkern.
Klar war mir, dass dort, wo Ersatzbatterien sein sollten – in der Kameratasche -, keine sein würden. Überraschend dann die Tatsache, dass ich in meinem Schrank, dort wo früher mal die Ersatzbatterien aufbewahrt wurden, noch Batterien waren. Wunderbar. Batterien gewechselt – und wieder los zur Ehrung. Ich war froh kein Sakko tragen zu müssen: Dank leichter Hektik wurde es mir warm.
Erwartungsgemäß hatte der Geschäftsführer bereits die gemeinsamen Anekdoten zum Besten gegeben und war schon beim Dank, als ich den Saal betrat. Die mir dann zuteil werdende Aufmerksamkeit – und das habe ich so schon häufiger erlebt – ist immer wieder auf’s Neue faszinierend. Wenigstens ließ sich unser Geschäftsführer nicht beirren…
Was dann passierte ist schnell gesagt und erklärt den feuchten Rücken in meinem Hemd: Nach nur wenigen Aufnahmen war dann auch der Akku der Kamera leer. Es hatte gerade noch zum Handshake des Jubilars mit dem Geschäftsführer gereicht. In dieser Szene fühlte ich mich an Millowitsch oder Ohnsorg erinnert: So eine Serie von Pannen kann man doch nur für ein Boulevard-Theater-Stück schreiben, oder?
Übrigens: Sehenswert war sicherlich auch mein Gesicht, als ich, ein wenig abgekämpft und reichlich frustriert auf dem Weg zurück in mein Büro meinen Kollegen traf, und er mich fragte „Und…? Wie war’s? Alles geklappt?“