Wehe, wenn Du eine neue Kaffeemaschine haben möchtest…
Eigentlich wollte ich mir morgens nur schnell einen Kaffee machen können. In irgend so einer fixen Maschine, ohne Filter und den ganzen Schnickschnack. Mit einem – für meine Begriffe – üppigen Budget von 150 Euro gehe ich zum örtlichen Elektrogrossisten. Die charmante Verkäuferin benötigt nur 1 Minute um mein Budget zu verdreifachen, als sie mir eindringlich – aber auch nachvollziehbar – zu einem Kaffeevollautomaten rät. Ich wusste bis dato gar nicht, was das ist. Fair genug flüstert sie mir zwischen ihren Zähnen durch, ich solle aber die Preise vergleichen.
Ich verstehe und sehe mich um: Bei ihr kostet die EINFACHE Version 427,- Euro, beim Nachbarn die NÄCHSTGRÖSSERE 449,- Euro, im nächsten Laden die EINFACHE wiederum 399,-.
Kurz bevor ich zuschlagen kann, treffe ich einen alten Bekannten, der sich fragt, ob ich sie „noch alle hätte“. Seine kostbarste Kaffeemaschine habe vor Jahren 29,- DM gekostet und die tue es noch immer. Ich zweifele und lass die 399er Maschine stehen.
Als ich das Geschäft verlasse, treffe ich M., eine gute Bekannte. Sie sagt, dass ich bloß nicht DIESES Fabrikat kaufen solle, eher das ANDERE. Ich danke und gehe nur wenige Schritte, bevor ich einen Kollegen und seine Familie treffe. Seine Frau sagt: Bloß nicht das ANDERE Fabrikat, das sei erst kürzlich nach wenigen Tagen in der Firma kaputt gegangen, ich solle auf jeden Fall nur das ihrer EMPFEHLUNG kaufen.
Zurück beim ersten Großisten stelle ich fest, dass das Fabrikat ihrer EMPFEHLUNG nahezu doppelt so teuer ist, wie meine erste Wahl, bei der ich allerdings die Preise vergliche sollte. Und genau das beschließe ich: Preisvergleich im Internet.
Auf dem Weg nach Hause komme ich bei einem weiteren Großisten vorbei. „Nur gucken“ heißt die Devise. Als ich reinkomme sehe ich, dass er die nächst größere im Angebot für 347,- Euro hat. Mein Kopf geht aus, die Brieftasche auf und nach wenigen Augenblicken bin ich stolzer Besitzer eines Kaffeevollautomaten.
Die Maschine ist so kompliziert in der Bedienung, dass das nur meine Kinder beherrschen. Der Kaffee daraus schmeckt so lálá, vielleich muss sich die Mühle noch etwas einlaufen. Ich fühle mich als Opfer. Als meine Schwägerin kommt und die Maschine würdigt, fühle ich mich etwas besser.
Heute morgen hat mir meine Maschine statt eines großen, milden Kaffees einen kleinen Starken gemacht. Wir müssen uns noch ein wenig aneinander gewöhnen, ich und mein neuer Kaffeevollautomat…