Ja, der Koffer liegt schon wieder hier, halb gepackt. Es geht wieder auf Reisen. Koffergeschichten – darüber könnte ich ein Buch schreiben. Was allerdings heute passiert ist, ist dann doch eher einzigartig, obwohl ich davon überzeugt bin, dass es weltweit täglich passiert.
Ich traf meinen amerikanischen Kollegen Imre, der zu Besprechungen in Deutschland ist. Wir haben gerade vor gut 2 Wochen eine Messe in Chicago gemeinsam bestritten und wollten uns nächste Woche in Las Vegas treffen. Umso überraschter war ich, als er heute in meinem Büro stand.
Ich kann nicht behaupten, dass er auf den ersten Blick merkwürdig ausschaute. Erst auf den Zweiten. Auf seiner Reise war sein Koffer verloren gegangen und er hatte sich – gestern angekommen – ein paar Sachen bei Kollegen geliehen. Das allein ist nicht merkwürdig. Koffer verschwinden zwischendurch immer mal, werden dann aber meist am nächsten Tag nachgeliefert. Das Besondere an Imres Gepäck aber ist, dass es nicht aufzufinden ist. Es ist schlicht nicht im System, nicht registriert, quasi nie aufgegeben worden. Wäre da nicht der kleine Abschnitt, den man immer auf’s Ticket geklebt bekommt, wenn das Gepäck aufgegeben wird. Aber auch der hat Imre nichts genutzt: Der Koffer ist weg. Vielleicht mit der NASA auf dem Weg zu einer Mission? Wer weiß…
Tatsache ist, dass Imre NICHTS hat: Keine Kleidung, keine Toilettenartikel, keine Ladegeräte, kein Garnichts! Wenn ich dann so zu meinem alten Wegbegleiter, dem großen Alu-Rimova hinter mir schaue, wird es mir ganz warm ums Herz: Ich kann manches verschmerzen, aber eine Trennung von IHM? Eher nicht.
Es ist wie im richtigen Leben: Ein bißchen wie ein Glücksspiel… Mal schauen, ob wir beide zur gleichen Zeit in Las Vegas ankommen. Ich werde darüber berichten!