Kein leichtes Unterfangen
Um noch einmal auf das Rasenmähen von gestern zurück zu kommen:
Es gilt im Allgemeinen ja als sinnvoll, Dinge, die man heute erledigen kann, auch heute zu erledigen. Das soufflierte mir gestern mein Gewissen dann auch in Sachen „Mähen“, nicht zuletzt, weil es zum ersten Mal seit Wochen länger als zwei Stunden ohne Unterbrechung nicht regnete. Und obwohl mir bewusst war, dass das Gras hoch und durch und durch nass war, hatte ich nicht den Hauch einer Chance, mich gegen die penetrante Anweisung meiner inneren Abteilung zu erwehren. Also mähte ich.
Für heute stand dann Sport auf dem Programm. Eine Runde im Fitness-Studio war geplant. Und als mich dann im Laufe des Nachmittags die vorstehend erwähnte Erkenntnis beschlich, dass es nicht immer und unbedingt klug ist, alles bei erster Gelegenheit zu erledigen, bot sich eine famose Gelegenheit, das Training zu schwänzen.
Doch ich hatte diesen Gedanken noch nicht ganz zu Ende gedacht, da meldete sich mein Gewissen erneut und drohend zudem, löschte jedweden Gedanken an Sofagemütlichkeit aus und forderte mich ultimativ auf, meinen sportlichen Verpflichtungen nachzukommen, was ich dann auch tat, wenngleich widerwillig.
Während dessen ersann mein armer Kopf einen elementaren Zwikampf zwischen Gewissen und Gelassenheit, die sich einander gegenüberstehend behakten. Im Verlauf dieser perfiden Auseinandersetzung erlitt die Gelassenheit eine empfindliche Niederlage und ich wunderte mich, wer mir dieses grotesk gewissenhafte Verhalten vermittelt hatte?
„Das Leben ist eines der Schwersten“, pflegte mein Vater immer zu sagen. Dass ich lebe, um ihn in dieser Ansicht zu widerlegen, steht außer Frage. Ebenso, dass das kein leichtes Unterfangen werden sollte. Genau so, wie das Rasenmähen.
Happy Birthday, Dad.