Für eine Mondlandung hätte es genügt
Bizarr. Ich komme zu meinem Auto und versuche die Tür – so wie immer – mit der Fernbedienung zu öffnen, weil ich nach Hause fahren will. Am Wagen tut sich jedoch nichts. Auch auf drücken der übrigen Knöpfe auf dem Sender tut sich rein gar nichts.
Einschub 1. Vor Kurzem hatte ich meiner besseren Hälfte noch empfohlen, sich mit den Gegebenheiten vertraut zu machen, wie sie ihren Wagen öffnen kann, wenn die Funkfernbedienung mal nicht funktionieren sollte und die Bedienungsanleitung für den „work-around“ im Fahrzeug liegt, und nun stehe ich selbst vor meinem Gefährt und weiß nicht weiter. Einschub-Ende.
Mit ein wenig Gewurschtel schaffe ich es, die Tür mit dem analogen Schlüssel zu öffnen. Der Wagen honoriert meine Hartnäckigkeit und lässt sich starten, so dass ich den Heimweg antreten kann; nicht jedoch ohne mich vor dem zu fürchten, was mich dort erwartet: Die Fehlersuche!
Daheim angekommen beginne ich gleichermaßen konzentriert wie motiviert nach der Ursache für den Ausfall der Fernbedienung zu suchen. Ich fasse zusammen, dass die Summe aller Maßnahmen, die ich erwog und durchführt, in den frühen 60ern des letzten Jahrhunderts zu einer erfolgreichen Mondlandung gereicht hätten. Heute jedoch sollte ich den Fehler selbst bei selbst gewählt empirischer Gründlichkeit nicht finden.
Einschub 2. Gefunden habe ich tatsächlich – und zu meiner völligen Überraschung – den Belegungsplan der vier Sicherungskästen meines Wagens, dank zweier Querverweise in der Bedienungsanleitung und meinem ungebremsten Forschersinn, letztlich als klein zusammengefalteten Liebesbrief in der Reserveradmulde unter dem kleinen zusammenklappbaren Bremskeil. Einschub-Ende.
Nicht gefunden habe ich den Fehler, der zum Ausfall des kompletten Zugang-Systems geführt hat. Denn als ich nach gefühlten Stunden entnervt aufgebe, lässt sich der Wagen per Knopfdruck abschließen. Und wieder aufschließen und wieder abschließen, und so weiter. Ich bin der Fassungslosigkeit so nahe, wie einst Appollo 14 der Katastrophe im All.
Ich beschließe mich weder zu ärgern, noch zu wundern und statt dessen zu freuen, weil der Fehler – sagen wir – einfach verschwunden ist. Zwar ist es blöd, wenn man hinterher nicht weiß, warum es plötzlich wieder funktioniert, aber egal. Ich tröste mich damit, dass ich diesen verflixten Sicherungkastenbelegungsplan gefunden habe und komme mir deshalb jetzt vor, wie ein erfolgreicher Schatzsucher. Mit funktionierender Fernbedienung.
Bizarr, oder?