Nadel in den Pelz
Mein kleiner bayerischer Import zwingt mich Ruhe zu halten. „Hoch das Bein“ ist die Devise. Dazu eine kleine Medikation gegen die allergische Reaktion und eine Prophylaxe gegen Thrombose. Nettes Paket für einen einzigen Stich.
Da das Wochenende naht, hielt es meine Ärztin für angebracht, dass ich mir die Thrombose-Spritzen selbst verabreiche. Ansonsten bliebe mir nur der tägliche Gang in die Ambulanz des örtlichen Krankenhauses. Das verstand ich. Aber eigentlich wollte ich beides nicht: Nicht ins Krankenhaus, aber auch schon gar nicht wollte ich mir selbst die Nadel in den Pelz fahren.
Nach reiflicher Abwägung des „für“ und „wider“ entschloss ich mich dazu, die Eigenmedikation der Endloswarteschleife der Klinik vorzuziehen. Unter ärztlicher Beobachtung verabreichte ich mir also eine Portion des Thrombose-Präparats und fiel dabei nicht – wie von mir erwartet – in Ohnmacht. Erfolg!
Bei der anschließenden Blutabnahme erzählte ich dies der Sprechstundenhilfe, worauf diese erklärte, dass sie das keinesfalls könne also können könnte. Sich selbst eine Nadel in die Haut zu stechen – das ginge keinesfalls. Ich verwies darauf, dass sie eine Sadistin sein müsse, wenn sie Dinge wie „Nadeln-in-Menschen-stechen“ nur bei anderen möge, nicht jedoch bei sich selbst, was sie auch nicht wirklich negierte, sondern lediglich mit einem wissenden Lächeln quittierte.
Dass sie wirklich eine Sadistin sein müsse, bewies sie anschließend, als sie beim Wiegen mein Körpergewicht einfach auf das nächste Kilogramm aufrundete, obwohl ich protestierend anmerkte, dass ich noch Handy und Autoschlüssel in der Tasche habe und dass diese mit gewogen worden seien! Ich fühlte mich ungerecht behandelt.
Wiederum lächelnd notierte sie, was sie notieren wollte und entließ mich in einen sich unangenehm anfühlenden Tag. Und das alles wegen eines kleinen Souvenirs aus Bayern…