Persiflierte Klimaneutralität
Der Blick in meinen Papierkorb im Büro ließ mich heute schaudern. Erst gestern gelehrt hatte sich heute bereits wieder einiges an unaufgefordert Zugeschicktem angesammelt. Da spricht die ganze Welt von Natur- und Klimaschutz und dann erlebt man Tag für Tag den gleichen real existierenden Shit-Storm:
Die Veranstalterin möchte uns als Teilnehmer ihrer Messe gewinnen und titelt treffend im Betreff „Lassen Sie Ihre Mitbewerber nicht allein“. Gute Idee. Allein, dass auf dieser Messe keinerlei Mitbewerber ausstellen, weil das Thema komplett an unserem Leistungsspektrum vorbei geht. Das wäre nicht notwendig gewesen.
Der Herausgeber eines Firmenverzeichnisses fordert mich ultimativ zur letzten Datenkontrolle unseres Eintrages auf, nicht jedoch ohne massive Drohung („…unwiderrufliche Löschung“) auszusprechen. Die Drohungen sind fett gedruckt. Die Auftragsbedingungen, die mich zur Zahlung von jährlich 1.271 € verpflichten (bei minimal dreijähriger Laufzeit) und den Gerichtsstand „Mexiko“ ausweisen, kann ich ohne Lupe kaum lesen.
Nur wenig größer geschrieben ist der von Wissenschaftlern für Wissenschaftler verfasste papierende Newsletter zum Thema „Innovation“. Wissenschaftler scheinen ein möglichst hässliches und wenig funktionales aber offenbar global genormtes Allgemeinlayout zu nutzen, das für alle Medien gleichermaßen nutzbar scheint, z.B. Dissertation, Power Point, Beipackzettel und eben auch Newsletter. Die Überraschung ist, dass es jetzt wieder innovativ zu sein scheint, Newsletter auf Papier auszudrucken. Ansonsten weiß mich das „klimaneutral“ gedruckte Werk nicht anzusprechen.
Furchtbar.
Die Messeveranstalterin indes ist sicher von mir zu hören, der Verleger des Firmenverzeichnisses legt mir ein portofreies Retourcouvert bei und die Wissenschaftler versprechen mir lösungsorientiertes Handeln (nach Lektüre des Newsletters).
Ich beschließe alles in der Rundablage „P“, meinem Papierkorb, zu belassen. Nur nicht den Newsletter, denn vielleicht könnte der Beitrag über „energieeffiziente Algenproduktion“ dann doch noch hilfreichen Aufschluss geben beim Projekt „Klimaneutralität“…