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Veröffentlicht: 10 Jahren her

Athletische Planung

Der Versehrten Aufrichtung

Ich wollte eigentlich gar nicht mehr eingehen, auf meine beschädigte Schulter. Aber die jüngsten Ereignisse und Erkenntnisse zwingen mich gewissermaßen dazu. Vorab: Meiner Schulter geht es von Tag zu Tag besser, obwohl ich mich – neuesten Erkenntnissen zufolge – völlig falsch verhalten habe. Ein Wunder, dass ich ohne gescheite „Bewegungsplanung“ und das tägliche üben im „Kaffeemaschinenparcours“ so weit wieder hergestellt bin.

Als ich heute einen Bekannten traf, fiel mir seine etwas angestrengte Körperhaltung auf. Meine Nachfrage danach beantwortend erläuterte er, dass er Probleme mit seiner Schulter habe. Rechts, und die seien wie angeflogen gekommen. Er war nicht minder verwundert darüber, dass auch mich meine Schulter plagte. Gleichen Alters kamen wir überein, dass Probleme, wie die unserer Schultern, wohl etwas mit unserem fortschreitenden Alterungsprozess zu tun haben müssten.

Kurz darauf lief mir eine gemeinsame Bekannte über den Weg, die ihren Kopf merkwürdig starr hielt. Auch sie wusste zu erklären, dass sie von jetzt auf gleich von einem mächtigen Schulterproblem befallen worden sei, ohne dass dafür echte Erklärungen hätten gefunden werden können. Schonungslos schloss sie, dass wohl auch bei ihr der Lack ab sei. Dass auch ich unter ähnlichen Unbilden litt, quittierte sie sich selbst bestätigend mit einem Kopfnicken.

„Wenn die Geschichte nicht so traurig wäre“ berichtete ich abends meinem Freund Karl, „dann hätten wir alle herzlich über diese Situationsgleichheit lachen müssen.“ Doch machten uns unsere Bewegungseinschränkungen und und auch das Selbstmittleid einer in die Lebensmittelkrise driftenden Generation einen Strich durch die Rechnung.

Mein Freund Karl hingegen lächelte weise, berichtigte uns junge Bande und mahnte, dass wir uns daran gewöhnen müssten. Je älter er werde, desto mehr würden Bewegungen nicht mehr instinktiv ausgeführt, sondern sorgfältig und vorausschauend geplant. Dies verhindere stets und zuverlässig Schlimmeres! Der allmorgendliche Weg zur Kaffeemaschine gehöre quasi zum Aufwärm- und Testprogramm des Bewegungsapparates. Sei die Kaffeemaschine unfallfrei erreicht, ließen sich athletische Pläne für den Tag machen.

Es scheint wirklich so zu sein: Kraft ersetzt Erfahrung genau so wenig, wie der Muskel den Kopf. „Bewegungscleverness“ ist dann wohl der neue Trend zum Überleben. Mit dieser eher ernüchternden Botschaft werde ich mich dann noch einmal an meine Schulterversehrtengemeinschaft wenden. Zwischen „Bewegungsplanung“ und dem „Kaffeemaschinenparcours“ werden wir uns wieder aufrichten.

Ach ja: Danke, Karl.

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