Jammern gilt nicht
Etwas anderes habe er nie machen wollen, sagte mir ein befreundeter Agenturleiter kürzlich. Eigentlich. Aber er hadere zunehmend mit der Akzeptanz seiner Profession und Expertise. Darauf hin hob er an ein gar düsteres Bild zu malen:
Eine 747 fliegen und sicher landen – sei kein Problem, auch wenn man das nie zuvor gemacht habe. Den Blinddarm, den nehme man – wem auch immer – sicher mit Leichtigkeit heraus, obwohl keinerlei medizinische Kenntnisse bestünden. Und den Don Giovanni können man jederzeit und nach Belieben an der MET oder in Verona geben, aber singen üben müsse man dafür keineswegs.
Dann erläuterte er, dass er keinen einzigen Menschen kenne – und er kenne viele Leute -, der sich von einem dieser Selfmade-Profis fliegen oder operieren lassen, oder einem Sangesnovizen die Opernbühne eröffnen würde. Aber Werbung machen, schloss er, das könne jeder. Wenn es um Werbung ginge, dann dürften alle mitreden, dann wären alle kompetent. Dann hätten alle Meinungen und alle diese Meinungen würden selbstredend erhört, fluchte er empört. Und in seinem nächsten Leben lerne er ganz bestimmt etwas Anständiges.
Nicht unamüsiert, ob der ewig-unausweichlich sicheren Auftragslage und üblicherweise widerspruchslosen Mitwirkung der Kunden empfahl ich ihm Bestatter zu werden, was ihm aber zu morbide erschien.
So sind sie dann, die Werbefuzzies: Jammern zunächst und schlagen dann zugunsten der lebendigen Abwechslung die logisch todsichere Betätigung aus. Wahrscheinlich wird er dann doch Pilot, Arzt, oder Sänger. Oder eben wieder Werber.
Wehe, dem der nichts Anständiges lernt…