Warum mein Gehirn zu manchem nicht taugt
Es ist ein Kreuz mit dem Gehirn. Meist funktioniert es ja zufriedenstellend, doch bisweilen tut es sich mit einfachsten Dingen schwer. So wie heute beim Laufen, zum Beispiel.
Ich hatte mir zum Ziel gesetzt 25 Runden im Stadion zu laufen, und zwar im „fleißigen Reisetempo“, um festzustellen, wozu meine Leistungsfähigkeit gerade jetzt zu Beginn des Winters in der Lage ist.
Um genau 25 Runden zu laufen ist es notwendig 25 Runden sauber mitzuzählen. Das hat zwei Voraussetzungen: Erstens muss man von 1 bis 25 zählen können und zweitens muss man das fehlerfrei beherrschen. Klingt einfach, ist es aber nicht. Ganz im Gegenteil, denn wenn von Runde zu Runde und von Zahl zu Zahl immer ein Zeitraum von etwa 2 Minuten zu überbrücken ist, während dessen das arme Hirn nichts weiter zu tun hat als die Beine und die Atmung zu koordinieren, kommt merkwürdigerweise Verwirrung auf.
Plötzlich beschäftigt sich das Hirn mit nichts. Es geht einfach aus, also größtenteils wenigstens. Und wenn ich dann am Ende der Zielgeraden bin klopft plötzlich jemand an und fragt: „Wie viele Runden hatten wir gerade eigentlich?“ Dann antwortet das Hirn meist: „Keine Ahnung, habe ich vergessen. Diese Information war offenbar nur im temporären Speicher, schien überdies unnütz und der wurde auf den letzten 350 Metern gelöscht.“
Dann beginnt das große Rätselraten und der verzweifelte Versuch der Rekonstruktion. Aber auch dabei sperrt sich der Kopf und verweigert hartnäckig die Auskunft über die Anzahl gelungener Runden. Manches Martern dauert die ganze Folgerunde an. Spätestens dann kann man alle Rechnereien einstellen und den Leistungstest abblasen.
Vielleicht sollte ich mich einfach auf den zweitwichtigsten Aspekt des Laufens – neben dem Training – konzentrieren: Die mentale Entspannung. Das sollte dann auch für mein Hirn zu schaffen sein. Ein Leistungstest der ganz besonderen Art…
Übrigens: Wer auf der Bahn noch wirre Zahlen findet, darf sie behalten.