Immer komplizierter
Mein Leben wird immer dann etwas komplizierter als gewöhnlich, wenn meine bessere Hälfte ein neues Handy benötigt. Anders als ich wählt sie nicht einfach das Nachfolgemodell ihres aktuellen Gerätes, sondern sie startet in eine allumfassende Marktanalyse.
Fortan traktiert sie mich mit Daten und Fakten der Top-100-Telefone, die sie – als sei es das selbstverständlichste überhaupt – allesamt vergleichend auswendig kann; gerade so, wie eine wandelnde Excel-Tabelle.
Zu meiner völligen Erbauung und zur Förderung meines Sachverständnisses schleppt sie mich während ihrer Jagd auf das neue Gerät in jeden Telefonladen am Weg, um die gespeicherten Daten am realen Objekt abzugleichen und vor allem um mich auf Stand zu halten.
Gerade jetzt ist sie wieder auf der Pirsch. Aber nicht nur, um ein Handy für sich selbst zu ergattern, sondern auch um eines für ihre Schwägerin zu finden, die längst erkannt hat: Hier ist ein Telekommunikations-Nerd in der Familie! Ich ertrage das alles mit Würde, versuche nachzuvollziehen, was sie von Display, Akkulaufzeiten und LED-Blitzen doziert, aber der rechte Durchblick, der fehlt mir dann doch. Ich klage nur ungern, aber Zeiten wie diese sind einfach furchtbar.
Das Bild oben hat mit meinem augenblicklichen Martyrium nichts zu tun. Es entstand heute hier daheim am späten Nachmittag, könnte aber mit dem Lichtblick am Himmel ein Fingerzeig sein: Irgendwann wird das alles wieder vorbei sein und dann habe ich wieder meine Ruhe.