Geld konnte ich als Kind nur durch harte Arbeit verdienen. Durch Zeitungen austragen oder Rasenmähen bei den Nachbarn. Genau genommen bei allen Nachbarn, die das zuließen. Und das bei Wind und Wetter. Und im Winter ging’s mit Schneeschieben weiter. Ich habe es gehasst.
Meine Kinder sind da cleverer, im wahrsten Sinne des Wortes. Sie überzeugen mich mit guten schulischen Leistungen, diese stets finanziell zu würdigen. Und wenn es dann Zeugnisse gibt, muss ich immer in das Scheinefach meiner Brieftasche greifen. Mit Münzbelohnungen komme ich da nicht mehr aus.
Zu meiner Schulzeit war das anders. Wenn ich mit meinem Zeugnis heimkam, gab es nichts aus der Brieftasche, sondern meist ein gehöriges Donnerwetter ob meiner durchwachsenen Noten. Selbst verschuldet und völlig unnötig obendrein? Keineswegs. Wäre ich als Schüler so auf das Lernen vorbereitet worden, wie es Schüler heute werden, wäre manches einfacher gewesen. Wir aber wurden uns in weiten Teilen selbst überlassen. Wäre die Schule keine Schule gewesen, sondern ein Schwimmverein, ich wäre unmittelbar nach meiner Einschulung ertrunken. So oder so ähnlich hat sich dann meine Schullaufbahn auch angefühlt.
Klar, meine Kinder müssen für ihre Ergebnisse auch etwas tun. Aber man hat ihnen offenbar zeitig beigebracht Prioritäten zu setzen und den schulischen Dingen einen Platz im Tagesablauf zu geben. Den hatte die Schule bei mir auch: Mit „Ach und Krach“ habe ich den Vormittag dafür eingesetzt, am Nachmittag wollte ich dann nichts mehr von Schule wissen. Und so nahmen die Dinge ihren Lauf. Dass ich mein Abitur dann trotz aller Probleme noch geschafft habe, ist für mich aus heutiger Sicht kaum noch nachvollziehbar.
Dafür weiß ich heute noch genau, wo in der Rathauskantine Zucker und Milch standen, weil ich dort die eine oder andere Stunde verbracht haben, anstatt in den Unterricht zu gehen. Als ich letzte Woche anlässlich der standesamtlichen Trauung meines Freundes Huttie (wir berichteten) wieder einmal im Rathaus war, kamen lebhafte Erinnerungen an dieses Unterrichtsersatzzeit auf. Es war beinahe so, als müsste ich da noch irgendwo in einer Ecke sitzen und auf den Schulschluss warten, damit ich endlich nach Hause gehen durfte…
Merkwürdig indes – das fällt mir gerade so auf – , dass das heute völlig anders ist, bei mir. Gerade an Tagen wie heute, wo es draußen so klebrig warm ist (wir berichteten auch hierüber), bin ich gerne im Büro und halte es – wenn nötig – auch lange dort aus. Hauptsache ich muss zu Hause bei dieser Hitze nicht noch in den Garten, Rasenmähen oder so etwas…
Da fällt mir ein: Ich muss noch zu Saturn, meinem guten, guten Männerhort, eine Druckerpatrone kaufen oder etwas ähnliches. Saturn ist klimatisiert und bietet einem Menschen wie mir reichlich Abwechslung und Zerstreuung. Und wenn der dann zumacht, dann lohnt es sich nicht mehr noch etwas draußen anzufangen, sag ich mal.
Da soll mal einer sagen, harte Arbeit verderbe den Charakter nicht…