"Leben erleben, mit dir, den anderen, und mir"

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Veröffentlicht: 12 Jahren her

Persona non grata

Es heißt ja immer, man soll den Einzelhandel stärken, soll lokal einkaufen. Aber der Einzelhandel macht es mir bisweilen nicht leicht. Insbesondere nach den heutigen Erlebnissen.

In Geschäft „1“ wurde die mir einigermaßen geläufige Herrenabteilung schlechterdings in das Souterrain verlegt und – klar! – völlig neu geordnet und sortiert. Trotz intensiver Suche konnte ich kein geeignetes T-Shirt finden und verließ frustriert den Ort der missglückten Ortung.

In Laden „2“ stellte ich fest, dass anscheinden mehr Jugendliche in den Umkleiden unserer Modegeschäfte zu leben scheinen, als in freier Wildbahn. Alle sieben Kabinen waren durch junge Scheinkonsumenten besetzt. Dabei teilen sich immer zwei eine Kabine. Eine Person bleibt drin und hält sie frei, während die andere munter Kleidung ran schafft. Nach und nach probieren sie dann die Fundstücke durch, bevor die andere Besetzerin dann Nachschub holt. So wechseln sie sich ab, während ich draußen mit meinen T-Shirts stehe und die Lust daran verliere. Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich in die Umkleide komme, stehe ich Knöchel tief in allem, was die Gören den Nachmittag über so anprobiert hatte. Gekauft haben sie übrigens meines Wissens nichts.

Im letzten Geschäft wollte ich nun endlich bekommen, was ich suchte, bislang habe ich mich da immer wohl gefühlt. Dort angekommen stellte ich zu meiner völligen Überraschung fest – ja, da war sie wieder, meine völlige Überraschung! – dass man in meine Herrenabteilung das  Departement für Damenunterwäsche und -dessous intergriert hatte. Das führte auch hier zu einer kausalen und für mich niederschmetternden Reduzierung der Umschlagshäufigkeit der Anproben in den Anproben. Ich ging, ohne T-Shirts.

Ein bisschen habe ich mich heute gefühlt, wie ein Vater, der in die Geburtstagsparty seiner pubertierenden Tochter platzt. Genau in dem Moment, wo in ihrem Zimmer alle Rollläden herunter gelassen sind und nur ein kleines Teelicht in der Ecke des Raumes Orientierung gibt. Nicht, dass ich das bei meiner Tochter jüngst so erlebt hätte, aber die Väter der Töchter, zu deren Geburtstagspartys ich weiland eingeladen war, die habe ich so gemocht, wie der Einzelhandel mich zu mögen scheint.

Ich bestelle die blöden T-Shirts jetzt im Internet…

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