„Sonst alles OK bei Dir?“ fragte ich meine Tochter heute, nachdem wir schon eine Weile miteinander telefoniert hatten. „Na ja“, begann sie, „eigentlich nicht. Und ich will versuchen Dir das zu erzählen, ohne dass ich los heule.“
So alarmiert machte ich mich auf das Schlimmste gefasst, ohne zu wissen, was auch immer das sein möge. „Als ich heute Morgen nach den Tieren schaute, musste ich feststellen, dass Mila tot ist“ fuhr sie fort und stockte zugleich. Mila ist, pardon, war ihr Meerschweinchen, an sie sehr hing. Es ging ihr nahe, das merkte ich. Und gleich wurden Erinnerungen bei mir wach, an die vielen kleinen Haustiere, die Mila auf ihrem Weg in den Haustierhimmel bereits vorangegangen waren. Jeder Tod war ein apokalyptisches Drama. Und nicht, dass Ihr meint, dies sei es nur für meine Tochter gewesen; nein, das war es stets für die ganze Familie: Für die Kinder als betroffene Trauergemeinde, und für uns Erziehungsberechtigte als Überbringer der schlechten Nachricht.
Heute jedoch hat mich meine Tochter überrascht. Zwar zeigte sie erkennbar Trauer und Verdruss über den plötzlichen Verlust ihres Lieblings, aber auch sehr vernünftige und fast erwachsen anmutende Züge des Verständnisses für das plötzliche Ableben des Meerschweinchens: Ihr unerwarteter Tod habe sie zwar getroffen, aber sie sei sich auch sicher, dass Mila nicht habe leiden müssen, so entspannt, wie sie sie morgens in ihrem Käfig vorgefunden habe. Und dass zum Leben auch immer der Tod dazu gehöre, ergänzte sie sich und zugleich mich tröstend.
Ich war stolz auf meine „kleine“, große Tochter und darauf, dass sie – die Umstände um sich herum „im für und wider“ klug abwägend betrachtete.Und so lernen unsere Kinder Lektion für Lektion für das Leben und sie werden dabei immer mehr zu mündigen Menschen.
Und plötzlich wurde mir klar, warum mir manches im normalen Tagesablauf immer schwerer fällt: Nicht nur meine Kinder werden erwachsener und älter, auch ich. So lange dies jedoch mit solchen Erkenntnissen für mich und meinen Kindern angereichert ist, gehe ich diesen Weg gerne weiter mit ihnen.
Auf geht’s. Was bleibt mir anderes übrig?