Mir als Karnevalsmuffel schwante bereits Böses, als ich heute Morgen aufwachte. „Weiberfastnacht“ dachte ich und fürchtete mich schon vor allerlei auf Kommando gut gelaunten Menschen in albernen Kostümen, die für Menschen wie mich, die Karneval für eine strenge Anomalie halten, so wenig übrig haben, wie ich für sie.
Egal. Ich konnte dem bunten Treiben den Vormittag über weitestgehend entkommen und am Nachmittag kehrte dann Ruhe ein, weil sich viele Kollegen zum feiern frei genommen hatten. Mitten in den „diasporösen“ Waffenstillstand klingelte mein Telefon. Auf dem Display erkannte ich eine Rufnummer aus Düsseldorf und wunderte mich zugleich, dass in dieser Karnevalshochburg an diesem Nachmittag jemand arbeitet. Es war eine nette Vertreterin eines Verlages, die noch Fragen bezüglich einer bevorstehenden Anzeigenschaltung hatte und wir klärten den Fall. Zum Abschluss stellte sich zudem heraus, dass auch sie mit Karneval nichts am Hut hat und wir klagten uns gegenseitig unser Leid. Ausgiebig.
„Der Tag wird besser“ dachte ich schmunzelnd und wurde in dieser Annahme sogleich bestätigt, als mich mein Patensohn anrief und erklärte, er habe seine Gesellenprüfung mit „gut“ bestanden, worüber er sehr zufrieden sei. Auch ich freute mich, habe ich ihm doch in den letzten Zügen der Vorbereitung der mündlichen Prüfung ein wenig helfen dürfen. Also gratulierte ich ihm und uns und riet ihm das Ganze auch ein wenig zu feiern. Solch eine Prüfung lege man nicht allzu oft ab. Das werde er auch, gestand er mir sogleich: „Ich gehe gleich noch richtig schön Karneval feiern!“
Da dachte ich noch einmal an die nette Kollegin aus Düsseldorf und war genau wie sie froh, dass wir beide nicht feiern müssen…