„Wir“ stand für mich bislang immer für ein Personalpronomen. Seit heute weiß ich, dass es eine Komplementär- bzw. eine Scheinwährung ist. Sie bildet neben der gängigen Währung eine Art zusätzliches Tauschmittel. In Papua Neuguinea z.B. gibt es Muschelgeld, in Japan existiert mit dem „Fureai-Kippu-System“ ein Netzwerk gegenseitiger Hilfen und Leistungen, und in der Schweiz gibt es den WIR, ein Relikt der Weltwirtschaftskrise 1934, das der Wirtschaftsring von Freiwirtschaftlern zur Förderung des Mittelstandes gründete.
Alle diese Systeme haben offenbar gemeinsam, dass sie als Tauschmittel die Preise von Leistungen und Waren senken sollen. So kann man in der Schweiz nach wie vor mit WIR einen Teil des Rechnungsbetrages begleichen. Zum Beispiel, wenn man ein Auto kauft. Dann bietet man dem Händler im Rahmen der Preisverhandlung an einen Teil der Kaufsumme in WIR zu bezahlen. Akzeptiert der Händler kann er wiederum mit diesem WIR-Betrag seinen Installateur entlohnen. Oder den Friseur, oder wer auch immer WIR akzeptieren mag.
Und genau das ist das Problem. Prinzipiell akzeptieren WIR alle, Gewerbetreibende wie auch Privatpersonen. Aber wirklich haben will es keiner. Warum sie es dann letztlich doch anerkennen liegt auf der Hand: Der Teil des Gesamtbetrages, der in WIR bezahlt wird, ist immer steuerfrei.
Da wird die Schweiz doch wieder ihrem Ruf das fiskalpolitische Taschenspiel wie kaum ein anderes Land zu beherrschen gerecht, oder? Und dann macht auch für mich „Wir“ plötzlich als Personalpronomen wieder Sinn…