Beim heutigen Abschlusskonzert des Schulorchesters durfte mein Sohn ein selbst überlegtes und einstudiertes Gitarrensolo spielen. Dies wurde sogar vor Beginn des Stückes noch explizit angesagt.
Gespannt verfolgte ich – gemeinsam mit einem ansehnlichen Publikum – das Stück bis zu seinem Einsatz. Gekonnt spielte er Ton um Ton seines Solos, in gutem Timing und guter Betonung. Dann, kurz vor Ende seines Teils, verhaute sich der Schlagzeuger und brachte Nicolas ein wenig aus der Routine. Doch er fing sich schnell – und vom Publikum nahezu unbemerkt – und setzte zum Schlussteil der Melodie an; eine Hilfe, die der strauchelnde Drummer gerne annahm und so auch zurück ins Stück fand. Ein letztes Mal spielte Nicolas den flüssigen Lauf der Töne – offensichtlich froh, dass alles wieder lief – und … verhaute den letzten Ton komplett.
Sein Gesicht kurz Schmerz verzerrt schaute er ungläubig auf seine Gitarre, als ob es allein ihr Fehler gewesen sei, dass der Schluss so daneben ging. Doch eigentlich war er es selbst, und das wusste er auch. Dem gesamten Stück tat dies indes keinen Abbruch. Das Orchester hatte sich in den letzten zwei Jahren unter Leitung des Musiklehrers prächtig entwickelt, der Applaus für die Darbietungen war anhaltend.
Ob mit richtigem Ton am Ende oder mit einem kleinen Ausrutscher – auch Nicolas selbst hätte es sich vor zwei Jahren wohl kaum vorstellen können ein beachtetes Solo zu spielen; was wieder einmal zeigt, dass man vieles erreichen kann, was man eigentlich für unerreichbar hält und dass man immer alles als Ganzes betrachten sollte.