„Damit befinden wir uns innerhalb Igel“, sagte mir heute mein urologischer Beistand und ich hatte das Gefühl, dass dabei ein Lächeln seine Mundwinkel umspielte. ‚Igel‘, oder besser ‚IGeL‘ ist die unter Ärzten gebräuchliche Abkürzung für „Individuelle Gesundheitsleistungen“. Das sind in erster Linie Untersuchungen, die die gesetzlichen Krankenkassen nicht oder nicht mehr bezahlen und folgerichtig vom (gesundheitsbewußten) Patienten selbst beglichen werden müssen.
Dieser Umstand führt zu der grotesk anmutenden Situation, dass der Arzt dann die unvermeindliche Frage stellt „was hätten Sie denn gern?“ Und plötzlich komme ich mir vor, wie beim Metzger, dessen Frau diese Frage auch immer stellt. Mit Furcht erwarte ich dann noch die Erörterung, ob es denn ein wenig mehr sein dürfe, und ich mag mich gar nicht weiter diesen Gedanken hingeben.
Die hier geschilderte Situation mutet an wie eine Krankenhaus-Soap ist aber real existierende Vorsorge und ich bin der Hauptdarsteller: Ich lege hier den Umfang der Untersuchungen (und den damit verbundenen Zuzahlungen) fest, ohne zu wissen, was notwendig ist und was nicht.
Nein, ganz so war es nicht. Natürlich hat er mich beraten und hat seine ärztlichen Empfehlungen ausgesprochen, die ich gerne angenommen habe. Und dennoch habe ich einen Interessenkonflikt bei ihm ausmachen können, der mich irritiert hat: Vom Gesundheitsmeinungsführer zum Powerseller. Heute mehr denn je ein Ritte auf dem Skalpell.
Autsch, übrigens…