„Fehler 1611 ist nicht zu unterschätzen“ sagte Kommissar Ahnungslos und starrte auf das Display seines Telefons. „So weit ich weiß ist er ähnlich tückisch wie die Warnmeldungen 2, 4, 5, 6, 9, 13, 14, -18, 19, 20, 21, 23, 28, 29, -48, -50, 1002, 1004, 1011, 1013, 1014, 1015, 1601, 1602, 1603, 1604, 1608, 1609, 1612, 1639, 2009, 3004, 3013, 3014, 3015, 9807, -9808, 9844, 4026xxxxx.“ Nachdenklich massierte er seine Schläfen. ‚Es musste doch einen Weg geben, das Telefon wieder zum Leben zu erwecken‘, dachte er sich als er hoffnungsfroh auf „Weitere Informationen“ klickte.
Als die Internetseite sich öffnete erkannte Ahnungslos, dass „Fehler 1611“ wirklich existiert. Und tatsächlich hatte diese Warnmeldung viele Geschwister. Er hatte es gewusst. Zu seiner Erleichterung boten sich zahlreiche Lösungsmöglichkeiten. „Gehen wir es an, wollen wir doch mal sehen, wer hier den längeren Atem hat“ raunte er und begann mit der Wiederherstellung der Software des Telefons.
Doch ganz so einfach schien es dann doch nicht zu sein. Kommissar Ahnungslos verließ mit jedem vergeblichen Versuch der Mut mehr und mehr. Zugleich wuchs sein Zorn, von einem kleinen Laptop, das offenbar nicht richtig mit dem Telefon interagierte, abhängig zu sein.
Stunden später – zwischenzeitlich hatte Ahnungslos sich mit Dingen wie USB-Fehlerbehebungen und Ports in Firewalls beschäftigt, was er bisher noch nie gemacht hatte – kam er an die vorletzte vorgeschlagene Maßnahme, die die Wiederherstellung an einem anderen Computer empfahl. „Wenn dies nicht gelingt“ brummelte er vor sich hin „bleibt nur noch die letzte Möglichkeit, das Telefon einzuschicken“. Doch das wollte Ahnungslos unter allen Umständen vermeiden.
Also setzte er sich an seinen guten alten PC und schloss das Telefon an. Doch bevor er dazu kam sich mit der Wiederherstellung des Telefons zu beschäftigen, verlangten zunächst Virenscanner und das Betriebssystem umfangreiche Aktualisierungen. Der Kommissar sackte in sich zusammen. ‚Wie lang soll denn das alles dauern? fragte er sich kopfschüttelnd.
Endlich erkannte der PC das Telefon und stellte sogleich fest, dass es sich im so bezeichneten Wartungszustand befinde und zurück gesetzt werden müsse. „Das weiß ich doch längst“ ranzte Ahnungslos PC und Telefon an und klickte wütend auf „Wiederherstellen“.
Sogleich und zur Überraschung von Ahnungslos meldete die Software, dass ein Update für das Telefon herunter geladen werden müsse: 420 MB, geschätzte Dauer ca. 8 Stunden. Ahnungslos war entnervt und zugleich wenig zuversichtlich, dass dieses Unterfangen gelingen sollte. Es wäre das erste mal, dass auf seiner schmalbrüstigen Leitung ein solches Datenpaket wohlbehalten herunter geladen werden könnte. Er ließ den PC machen was zu machen war und ging zu Bett.
Am nächsten Morgen fand Ahnungslos den PC noch laufend vor, die Wiederherstellungssoftware war geschlossen, das Telefon gab noch immer keinen Mucks von sich. Seine schlaftrunkenen Augen musterten das Elektronik-Chaos auf seinem Schreibtisch. „Eine letzte Chance werde ich Dir noch geben“ murmelte er, wohl wissend, dass ihm ohnehin keine andere Wahl bleiben würde, sollte dieser Versuch nun auch scheitern.
Er schloss das Handy erneut an und lange, bange 20 Minuten folgten, in denen sein Blick zwischen den Statusanzeigen seines PC-Monitors und dem Display seines Telefons – dem Betrachten eines Tennispieles ähnlich – hin und her pendelte. ‚Es ist anders als gestern Abend‘, dachte er sich, als er den Fortschritt feststellte, aber er wollte sich nicht zu früh freuen. Erst wenn sein geliebtes Telefon wieder funktionieren würde, dann, ja dann wäre es Zeit sich zu entspannen.
Die Minuten vergingen quälend langsam. Ahnungslos rechnete jede Sekunde mit einer dieser rot hinterlegten Fehlermeldungen, die das Scheitern der Wiederherstellungen mit einer kryptischen und grammatikalisch falschen Formulierung anzeigen würde. Doch es sollte anders kommen:
Sekundenlang hatte sich der Fortschrittsbalken auf seinem Telefon nicht mehr bewegt. Der Kommissar dachte an Joel Schumachers Thriller „Flatliners“, als plötzlich und völlig überraschend das Telefon mit einem hellen und freundlichen „palüüüp“ zum Leben erwachte und um Eingabe des PIN-Codes bat.
„Na also“ dachte sich Ahnungslos, „haben wir es wieder einmal geschafft!“ Und doch hatte er seinem Namen wieder einmal alle Ehre gemacht…