"Leben erleben, mit dir, den anderen, und mir"

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Veröffentlicht: 14 Jahren her

„Segenhaft“

Demenz ist eine ernsthafte Erkrankung. Experten beschäftigen sich mit der Frage, für wen diese Erkrankung schwerwiegendere Folgen hat: Für den Patienten oder für dessen Angehörige?

Als betroffener Angehöriger habe ich immer wieder über die Frage nachgedacht, jedoch ohne zu einem schlüssigen Ergebnis zu kommen: Den Verfall eines Familienangehörigen durch diese Erkrankung mit zu erleben ist sicherlich nicht immer leicht. Wie sich jedoch der kranke Mensch selbst fühlt bleibt uns – und offenbar auch den Wissenschaftlern – bis auf weiteres verborgen.

Heute jedoch wurde mir bewusst, dass Demenz auch ein Segen sein kann: Als ich mit meiner an Demenz leidenden Mutter im Aufzug ihres Pflegeheimes auf dem Weg zu ihrer Station mit einer dort angeschlagenen Todesnachricht konfrontiert wurde, war mir plötzlich klar, warum ich ihre langjährige Tischnachbarin in den vergangenen Wochen nicht mehr gesehen hatte: Sie war gestorben. Meine Mutter hingegen hat weder die Todesanzeige noch ihr Fehlen am Tisch, geschweige denn ihren Tod wahrgenommen.

Von einem „Segen der Krankheit“ kann man sicher nicht sprechen. Vielmehr bleibt den an Demenz leidenden Menschen das Erkennen des Ausmaßes des Leides um sie herum und womöglich auch des eigenen Siechtums erspart.

Jedenfalls möchte man dies hoffen…

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