„Notleidende Banken“ ist das Unwort des Jahres. Und diesen Begriff muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Er ist so grotesk und verstellt die Realität derart, dass es weh tut.
Das Unwort des Jahres liegt damit aber dennoch in einer durchaus schlüssigen Tradition. Für alle, die wie ich die Unworte der Vorjahre nicht mehr flüssig abrufen können, hier eine kurze Liste zusammengefasst in einem fix erfundenen Plot:
Konnte man sich der „Herdprämie“ (2007) bislang noch durch „Freiwillige Ausreise“ (2006) entziehen, hat die „Entlassungsproduktivität“ (2005) kein „Humankapital“ (2004) freisetzen können. Daran konnte auch das „Tätervolk“ (2003), das flugs in einer „Ich-AG“ (2002) der „Gotteskrieger“ (2001) organisiert wurde in der „National befreiten Zone (2000) nichts ändern. Aufgrund des „Kollateralschadens“ (1999) und durch „sozialverträgliches Ableben“ (1998) stufte man wegen des „Wohlstandmülls“ (1997) die „Rentnerschwemme“ (1996) aufgrund der „Diätenanpassung“ (1995) schon bald als „Peanuts“ (1994) ein.
Und hier kommt ein Rätsel: Wer bezeichnete 1994 die Summe von 50 Mio DM als „Peanuts“? (Diesen Betrag schuldete ein gewisser Dr. Schneider nach dem Zusammenbruch seiner Firmengruppe Handwerkern, die für ihn gearbeitet hatten.) Richtig: Es war der ehemalige Chef der Deutschen Bank Hilmar Kopper, der diese 50 Mio DM gegenüber den 1,3 Mrd DM, die Schneider der Deutschen Bank schuldete, als „Peanuts“ bezeichnete, obwohl sie viele Handwerker in den Ruin trieben.
Und da schließt sich der Kreis auf wundersame Art und Weise: Vom Täter zum Opfer, die „notleidenden Banken“…