Der Multimilliardär Kirk Kerkorian reduzierte letzte Woche seine Anteile an Ford. Zunächst zwar nur von 6,4 auf 6,1 %. Aber dies scheint Spezialisten zufolge der Beginn des Ausstiegs zu sein, berichtet Reuters. Kerkorian hatte erst Ende April 2008 sein Aktienportfolio deutlich aufgestockt. Den erhofften Schub brachte diese Investition allerdings nicht: Die Aktienkurse von Ford fielen um 60% und haben sich bis heute nicht erholt. Der erfolgsverwöhnte Investor wurde abgestraft: Zahlte er noch 7 US$ pro Aktie, erzielte er nun nur noch 2,43 pro Anteilsschein. Das hat er nicht vorher sehen können, sonst hätte er dieses Geschäft wohl kaum legitimiert. Der Umfang seines Verkaufs ist eher knapp, gemessen am Gesamtpaket. Es geht um Schadensbegrenzung.
Kerkorians Investmentgesellschaft Tracinda erklärte am Dienstag, sich stärker auf andere Branchen wie Öl, Gas, Gastgewerbe und Glücksspiel konzentrieren zu wollen. Ja, Glücksspiel. Richtig gelesen. Als wir kürzlich in Las Vegas waren, kamen wir mit einem unserer Taxifahrer ins Gespräch, der uns darauf aufmerksam machte, dass ein großer Teil der Mega-Casinos nur einen einzigen Besitzer habe: Kirk Kerkorian. Und er hat nicht übertrieben: Sieht man sich die Website von MGM Mirage an, weiß man bald mehr. ZurMGM Mirage Gruppe zählen die wichtigsten Häuser am Strip. Und wer einmal in Vegas war und gesehen hat, in welcher unglaublichen Geschwindigkeit Menschen Geld verspielen können und auf der anderen Seite sieht, wie eindimensional die Stuktur der Investoren dahinter ist, der kann sich erklären, warum es Superreiche wie Kerkorian gibt. Und das ist beileibe keine Kritik an Person oder Geschäft.
Neidlos muss man anerkennen: Alles richtig gemacht. Beinahe. Das mit Ford hätte er vielleicht besser gelassen. So wie er Daimler vor nur einem Jahr sagenhafte 4,5 Mrd US$für Chrysler bot, diesen Plan aber nie verwirklichte. Gut so. Denn als Daimler Chrysler endlich los war, bezifferten sich die Verluste des letzten operativen Quartals allein auf 1,53 Mrd. Euro. Clever.
Dennoch muss man sich angesichts dieser Zahlen und des sprunghaft wechselnden Gebarens fragen, wo die Moral der Geschichte ist. Milliarden-Offerten kommen und gehen und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier auch mit einer gewissen Rücksichtslosigkeit vorgegangen wird. Bleibt abzuwarten, was Kerkorian, der ja mittlerweile im gesegneten Alter von 91 Jahren ist, für die Zeit nach seinem Ableben vorgesehen hat. Wird er ähnlich sozial handeln wie es unlängst Warren Buffet und Bill Gates – zwei weitere Tycoone der Amerikanischen Wirtschaft – taten, als sie – zu Lebzeiten – große Teile ihres Milliarden-Vermögens in Stiftungen packten?